BayBG und Mittelstand
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Was macht die Transformation mit dem Mittelstand und der Mittelstand mit der Transformation? Dieser Frage geht Dr. Vera Demary in einem Gastbeitrag nach. Demary leitet beim iw Institut der deutschen Wirtschaft das Kompetenzfeld Digitalisierung, Strukturwandel und Wettbewerb.
Unternehmen sind ständigen Veränderungen unterworfen. Ein Teil dieser Veränderungen kommt aus den Unternehmen heraus, wenn sie Innovationen hervorbringen, Prozesse erneuern, Produkte und Dienstleistungen anpassen oder sogar das ganze Geschäftsmodell überarbeiten. Aber auch externe Impulse sorgen dafür, dass Unternehmen sich wandeln: Diese reichen von Regulierung über konjunkturelle Faktoren bis hin zu allgemeinen Trends. Die Transformation aus sich selbst heraus und die von außen angeregte stehen in engem Zusammenhang und bedingen sich gegenseitig. Die derzeit wichtigsten Trends, welche Veränderungen von Unternehmen anstoßen und erfordern, lassen sich unter den vier D zusammenfassen: Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und Deglobalisierung. Keines dieser Phänomene ist neu – sie beeinflussen die deutsche Wirtschaft schon seit längerem und werden auch weiterhin Treiber der Transformation bleiben. Und mit jedem dieser Treiber gehen Chancen und Risiken für Unternehmen einher, was sie zu Herausforderungen macht. Ein Beispiel: Die Digitalisierung von Prozessen, Produkten und Geschäftsmodellen und die Nutzung von Daten kann Effizienzen heben und Umsatzpotenziale steigern, erfordert aber auch umfassende Investitionen bei oftmals fehlenden Standards.
Mittelstand ist auch in der laufenden Transformation besonders und unterscheidet sich in seiner Herangehensweise oft deutlich von großen Unternehmen. Während in einer Befragung im IW-Zukunftspanel zufolge knapp 53 Prozent der großen Unternehmen ab 250 Beschäftigten die Bedeutung der Energiewende für ihr Unternehmen in den kommenden fünf Jahren als groß oder sehr groß einschätzen, tun dies lediglich rund 47 Prozent der mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten. Auch die Digitalisierung wird vom Mittelstand seltener als wichtig eingeschätzt: knapp 83 Prozent der mittleren Unternehmen bewerten deren Bedeutung als groß oder sehr groß, aber etwa 93 Prozent der großen Unternehmen. Auch Protektionismus und die Konkurrenz durch chinesische Firmen werden vom Mittelstand weniger oft als bedeutsam bewertet als von großen Unternehmen.
Mittelständler erwarten somit im Schnitt einen geringeren Einfluss der vier D auf ihren Geschäftsbetrieb und laufen damit möglicherweise auch eher Gefahr, die Bedeutung der aktuellen und zukünftigen Veränderungen zu unterschätzen. Letztlich gilt für alle vier genannten Transformationstrends, dass nicht jedes Unternehmen in gleichem Maße betroffen sein wird, Chancen wahrnehmen kann und Risiken unterliegt. Die Trends sind jedoch externe Impulse, so dass auf jeden Fall eine unternehmerische Strategie für den Umgang mit ihnen erforderlich ist. Bislang sind es im Schnitt nicht nur die größeren Unternehmen, die weitreichende Anpassungen erwarten, sondern nach der genannten Befragung auch FuE-aktive, exportaktive und an Rendite und Beschäftigung gemessen erfolgreiche Unternehmen. Damit die deutsche Wirtschaft in der Gänze in eine erfolgreiche Zukunft gehen kann, sind diverse Maßnahmen erforderlich.
Unternehmen selbst sehen für eine effiziente Nutzung der Chancen der Transformationstrends verschiedene Ansatzpunkte: Neben einer gut ausgebauten digitalen Infrastruktur sind laut der genannten Unternehmensbefragung für den Umgang mit dem demografischen Wandel vor allem bildungspolitische Maßnahmen wichtig, wie eine Modernisierung der digitalen Ausstattung an Schulen und Hochschulen sowie eine Stärkung vor allem der digitalen Kompetenzen. Eine attraktive Forschungspolitik, die Investitionshilfen bietet, sowie eine stringente Handelspolitik im Umgang mit China, welche Wettbewerbsverzerrungen vermeidet, folgen auf den Plätzen drei und vier.
Für den Mittelstand sollte unabhängig von den konkreten politischen Maßnahmen im Fokus stehen, diese möglichst einfach und praxisnah zu gestalten und klar zu kommunizieren. Die Maßnahmen sollten deutliche Anreize gerade für diese Gruppe der Unternehmen setzen, um aktiv an der Gestaltung der Transformation teilzuhaben. Beispielsweise könnte eine verstärkte Beteiligung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) an Standardisierungs- und Normungsgremien unter Umständen durch eine Bezuschussung der Teilnahmekosten oder eine Vereinfachung der Verfahren erreicht werden. Nur wenn auch KMU in derartigen Prozessen umfassend involviert sind, werden deren Ergebnisse auch ihren Bedürfnissen gerecht. Vielfältige Finanzierungsinstrumente, auch die Möglichkeit der öffentlichen Unterstützung, sind besonders für Startups essenziell, für die der Zukunftsfonds der Bundesregierung erste Weichen stellt. Eine deutliche Kommunikation von gegebenen (rechtlichen) Rahmenbedingungen und politischen Maßnahmen ist zudem wichtig, da gerade im Bereich der Bewirtschaftung von Daten oftmals nicht fehlende rechtliche Regelungen Hemmnisse für Unternehmen darstellen, sondern die Unkenntnis über die bestehenden Vorgaben. Eine zügige Weiterentwicklung der Anreiz- und Unterstützungsstrukturen für den Mittelstand ist somit notwendig, um ihn bei einer erfolgreichen Transformation zu unterstützen und seine Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.