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Geschäftsbericht

2020/21

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2020/21

BayBG im Überblick

„Wir investieren in die Zukunft der Unternehmen“

 

„Wir befinden uns in einer Situation, in der neue Technologien sowie nachhaltiges Wirtschaften neue Chancen eröffnen. Beteiligungskapital ist vor diesem Hintergrund für viele Unternehmen ein wichtiger Baustein zur Gestaltung der Zukunft.“ Im Interview skizzieren Peter Pauli und Peter Herreiner Stand und Perspektiven von Wirtschaft und BayBG.

 

 

 

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Herr Pauli, Ihr Resümee zum Geschäftsjahr 2020 / 21 ?

Es war ein herausforderndes, aber für die BayBG ein sehr erfolgreiches Jahr. Mit Investments von 57,6 Millionen Euro haben wir unseren Plan übertroffen, es ist auch der höchste Wert in der 50-jährigen BayBG-Geschichte. Der Beteiligungsbestand ist auf fast 320 Millionen Euro gestiegen. Auf der Ertragsseite führten einige erfolgreiche Exits zu einem überdurchschnittlichen Jahresüberschuss von 14,2 Millionen Euro. Zusätzlich hat die BayBG das Startup Shield sowie das Eigenkapitalschild Mittelstand – öffentliche Beteiligungsprogramme im Zuge der Coronahilfen – gemanagt und in diesem Rahmen zusätzlich Beteiligungen in Höhe 50 Millionen Euro umgesetzt. An dieser Stelle gilt der Dank, auch im Namen meines Geschäftsführerkollegen Peter Herreiner, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das Geschäftsjahr mit außerordentlich großem Engagement sehr erfolgreich gestaltet haben.

 

Wie erklären Sie diese guten Zahlen? Mit der krisenhaften Entwicklung der Wirtschaft waren die Voraussetzungen ja nicht durchweg positiv.
Pauli: Die Coronakrise und die damit verbundenen Umsatz- und Ertragseinbrüche führen – trotz staatlicher Hilfen – bei vielen Unternehmen zu ausgereizten Verschuldungsspielräumen und rückläufigen Eigenkapitalquoten. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Situation, in der neue Technologien sowie nachhaltiges Wirtschaften Investitionen erfordern und sich neue Chancen eröffnen. Beteiligungskapital ist vor diesem Hintergrund für zahlreiche Unternehmen ein wichtiger Baustein zur Gestaltung der Zukunft. Im Moment führt die Ukrainekrise allerdings zu zusätzlichen Belastungen und Unsicherheit...

Herreiner: … das alles hat unmittelbare Auswirkungen auf alle Finanzierungsoptionen und -möglichkeiten. Je mehr die Eigenkapitalquote sinkt, desto schwieriger wird die Finanzierung über Fremdkapital, da Eigenkapital einen wichtigen Indikator für die unternehmerische Stabilität und Bonität darstellt. Eine Erhöhung der Eigenkapitalquote über Thesaurierung ist in der gegenwärtigen Situation vielfach nicht darstellbar. Als effiziente Lösungsoption haben daher zahlreiche Unternehmen externes Eigenkapital der BayBG hereingeholt.

 

Sie sprechen von einem strukturellen Wandel und Krise. Dies ist regelmäßig auch mit einem Marktausscheiden von Unternehmen verbunden. Wie ist es Ihnen gelungen, die Insolvenzquote im Portfolio unterdurchschnittlich zu halten? 
Pauli: Zunächst ist das vor allem eine Leistung der Unternehmer* und Manager*innen in unseren Portfoliounternehmen, die rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergriffen haben. Sicherlich haben aber natürlich auch die Corona-Hilfsprogramme der öffentlichen Seite einen wichtigen Beitrag geleistet, die Insolvenzquote war auch gesamtwirtschaftlich niedrig. Die BayBG hat darüber hinaus mit der Erfahrung ihrer Mitarbeiter*innen, ihrem Netzwerk und nicht zuletzt auch mit Beteiligungskapital an vielen Stellen einen Beitrag zur Stabilisierung von Unternehmen leisten können.

 

Sind mit Beteiligungskapital finanzierte Unternehmen generell krisensicherer, resilienter aufgestellt?  

Herreiner: Beteiligungskapital ist natürlich Risikokapital. Mit unseren Investments gehen wir bewusst kalkulierte Risiken ein. Gleichzeitig ist Beteiligungskapital für die Unternehmen Stabilitätskapital. Ja, es trifft zu, mit Beteiligungskapital finanzierte Unternehmen sind im Schnitt krisenresilienter aufgestellt als andere Unternehmen. Das ist aber nur ein Aspekt. Mit Beteiligungskapital finanzierte Unternehmen besitzen vor allem auch die verlässliche und solide Basis für überdurchschnittliches Wachstum. Das bestätigt auch eine vom Institut für Mittelstandforschung (IfM) und BVK durchgeführte Studie. So wuchs der Umsatz der beteiligungsfinanzierten Unternehmen über einen analysierten Zeitraum von drei Jahren durchschnittlich um fast 21 Prozent, während die Vergleichsgruppe nur um 13 Prozent zulegte.

 

Sie haben im vergangenen Jahr so umfangreich investiert wie noch nie. Hatten Sie dabei einen speziellen Branchenfokus verfolgt?

Pauli: Die BayBG hat keinen engen Branchenfokus, konzentriert sich aber grundsätzlich auf Technologieunternehmen, verarbeitendes Gewerbe, industrienahe Dienstleistungen und Handel. Wir können mit spezialisierten Teams viele Beteiligungs- bzw. Finanzierungsanlässe begleiten: Venture Capital für frühe Wachstumsphasen, Expansion, Digitalisierung, Transformation, Turnaround, Gesellschafterwechsel oder auch – die Zeichen stehen auf Nachhaltigkeit – ESG-Projekte.  Im vorangegangenen Geschäftsjahr 2019/20 konnten nicht so viele Unternehmensnachfolge-Projekte realisiert werden, 2021 war das dann wieder anders.

Herreiner: Auf dem Höhepunkt einer Krise, auf dem wir im Jahr 2020 waren, steht die Regelung der Unternehmensnachfolge nicht unbedingt im Mittelpunkt. 2021 hat sich die Situation grundlegend verändert. Wir sehen jede Menge Aktivität. Und in der Finanzierung der Unternehmensnachfolge hat die BayBG eine ganz wesentliche Rolle. Viele Transaktionen sind nur möglich und darstellbar, indem wir mit Nachrang- oder Eigenkapital Finanzierungslücken schließen. Wir leisten so einen wesentlichen Beitrag zur langfristigen Zukunftssicherung und Weiterentwicklung der Unternehmen.

 

Und was ist mit den Startups?

Pauli: Nach dem ersten Corona-Schock hat sich die Startup- und Venture-Capital-Szene schnell erholt, das Kapitalangebot lag eher über dem Vorkrisenniveau, die Bewertungen für Startups sind gestiegen. Insbesondere auf Digitalisierung ausgerichtete Geschäftsmodelle erfahren bei Markteintritt und Wachstum durch die Krise einen Push. Unser Venture-Team hat mit Investments von rund 11 Millionen Euro mehreren Startups die Möglichkeit zum Durchstarten geschaffen. Zusätzlich haben wir, zusammen mit Bayern Kapital, im Rahmen des Managements des Startup Shields im Auftrag von Bund und Land Investments von 50 Millionen Euro in Startups, die noch vor der Series-A-Runde stehen, begleitet.

 

Wie entwickelt sich der Investmentfokus?

Pauli: Wir sind ein Beteiligungspartner für mittelständische Unternehmen und Startups mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen. Das Volumen unserer Investments – wir reagieren damit auch auf den Bedarf – hat sich in den vergangenen Jahren erhöht und wir können heute bis zu 10 Millionen Euro je Transaktion darstellen.

Herreiner: Vor allem in unseren Bereichen Unternehmensnachfolge / Co-Investments und Venture Capital haben wir des Öfteren mit anderen Investoren erfolgreich zusammengearbeitet. Gemeinsam können wir auch über diese 10 Millionen Euro hinaus gehende Summen problemlos stemmen. Das ist das obere Ende. Wir haben aber auch weiterhin ein Angebot für Kleinunternehmen, das uns unter Förderaspekten sehr am Herzen liegt. Das Team in unserem Geschäftsbereich KJU (Kleine & Junge Unternehmen) steht für Beteiligungen zwischen 50.000 bis um die 250.000 Euro.

 

Die BayBG feiert 2022 ihr 50-jähriges Bestehen. Was zählen Sie zu den Highlights der vergangenen fünf Jahrzehnte?

Pauli: Ich bin schon eine Zeit lang für die BayBG tätig, die gesamten 50 Jahre überblicke ich natürlich nicht. Ich denke, die Gründer der Vorgängergesellschaften haben damals mit Mut und strategischem Weitblick gehandelt. Die BayBG hat sich – auch dank der Unterstützung ihrer Gesellschafter – über die zahlreichen Krisen, konjunkturellen Auf- und Abschwungphasen, Hypes und Crashes weiterentwickelt und blickt mit wirtschaftlicher Robustheit und Gestaltungskraft in die Zukunft. Highlights gibt es viele, sicherlich zählen die acht Börsengänge dazu, die aus unserem Portfolio gelungen sind.

Herreiner: Als Geschäftsführer bin ich jetzt ein Jahr an Bord, von daher kann ich weniger über die vergangenen Jahrzehnte sagen. Aber acht Börsengänge bisher … Ich denke, das ist für eine am Mittelstand orientierte Beteiligungsgesellschaft unerreicht. Unabhängig davon bin ich nicht der Typ, der zu sehr zurück, sondern eher optimistisch in die Zukunft blickt. Der Mittelstand weiß die Erfahrung und über lange Jahre bewiesene Professionalität der BayBG zu schätzen. Er weiß, dass er in der BayBG einen fairen, langfristigen und verlässlichen Partner besitzt. Dieses hohe Renommee der BayBG möchte ich gemeinsam mit Peter Pauli und allen anderen Kolleginnen und Kollegen natürlich konsequent nutzen und das Profil der BayBG als modernes Haus mit viel Tradition weiter schärfen.

 

Herr Herreiner, Ihr Resümee nach einem Jahr Geschäftsführung?

Herreiner: Meine positiven Erwartungen haben sich durchweg bestätigt. Vor allem von dem chancenorientierten Blick auf Unternehmen, der die BayBG bei ihren Investments auszeichnet, bin ich begeistert. Völlig zurecht ist unser Claim im Öffentlichkeitsauftritt auch: Wir investieren in Chancen – ihre Chancen. Das trifft’s. Zum anderen erlebe ich es spannend und faszinierend, welche Dynamik das Geschäft der BayBG besitzt. Wir machen so zwischen 40 und 60 Transaktionen pro Jahr. Daneben noch Startup Shield und Eigenkapitalschild. Das ist ein enorm hohes Aktivitätsniveau, dass einem nur Spaß machen kann. Und zudem ist es doch sehr begeisternd, dass das, was wir tun, ankommt und die bayerischen Unternehmen unterstützt. In der Geschäftsführung sind wir ein Team, das sehr gut zusammenarbeitet.

 

Was erwarten Sie für das Geschäftsjahr 2021/22? 

Pauli: In den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahrs 2021/22 haben wir bereits mehr als 20 Millionen Euro investiert, das Geschäftsjahr hat gut begonnen. Die Ukraine-Krise, ihre weitere Entwicklung und die kurz- und mittelfristigen wirtschaftlichen Folgen überblicken natürlich auch wir nicht. Im Moment halten wir an unserer Jahresplanung fest, die Neuinvestments in Höhe von 54 Millionen Euro, eine leichte Zunahme des Beteiligungsbestands sowie eine stabile Ertragslage vorsieht.

 

PETER PAULI
Diplom-Kaufmann
Sprecher der Geschäftsführung

„Das Volumen unserer Investments hat sich kontinuierlich über die Jahre erhöht. Wir können heute bis zu 10 Millionen Euro je Transaktion darstellen.“

PETER PAULI

PETER HERREINER
Diplom-Ökonom
Geschäftsführer

„Mit Beteiligungskapital finanzierte Unternehmen sind im Schnitt krisenresilienter aufgestellt als andere Unternehmen.“

PETER HERREINER